
Als Maria Postel und Daniela Nuber-Fischer die Logo-Entwicklung für Sternenkind München in Auftrag gaben – die Organisation, die heute unter dem Namen Sternenkindfamilie weiterarbeitet – stand schnell fest: Das Logo sollte keines der üblichen Zeichen für Trauer oder Liebe aufnehmen. Sie suchten nach einem Symbol, das dem Leben mit einem Sternenkind gerecht wird – ehrlich, sensibel und hoffnungsvoll zugleich.
So entstand im engen Austausch ein Zeichen, das Hoffnung, Liebe und Verbundenheit sichtbar macht.
„Bloß kein Kreuz! Keine Kerze! Wenn möglich, kein Herz und wenn es geht: auch keine Tränen!“ Das erste Gespräch zur Logo-Entwicklung für die Sternenkindfamilie dreht sich vor allem darum, was alles nicht im Logo auftauchen soll. Sie wollen sich deutlich absetzen von den Bildern, die sonst für Tod und Trauer stehen, um dem ihr eigenes Bild vom Leben mit dem Sternenkind entgegensetzen.
Zum Hintergrund: Als Sternenkinder bezeichnet man Kinder, die vor, während oder kurz nach der Geburt gestorben sind. Die Organisation „Sternenkindfamilie“ unterstützt als Online-Plattform sowohl die Familien als auch Fachpersonal mit Informationen, Angeboten und Austausch.
Kurz bevor das Logo der Sternenkindfamilie entstand, hatte Gründerin Daniela ein Fotoshooting anlässlich ihrer Auszeichnung als „Starke Frau“. Die bunten Bilder spiegeln vieles von dem wider, was Sternenkindeltern fühlen – und zeigen Wege, mit diesen Gefühlen umzugehen.

Ein Kinder-Windrad als Leitmotiv in der Logo-Entwicklung
Ein Symbol, das viele Eltern für ihr Sternenkind verwenden, ist das Windrad: Ein Kinderspielzeug, leicht und fröhlich, bei dem zartesten Hauch kommt es in Bewegung. Kein Wunder, dass man es oft auf den Gräbern und den Gedenkstellen für die verstorbenen Kinder findet.
Bei der Sternenkindfamilie steht es vor allem dafür, in Bewegung zu kommen, selbst aktiv werden zu können. So unabänderlich der Tod ist, unseren Umgang damit können wir gestalten.
Die Entwicklung des Logos war einfach magic! Wir hatten das Gefühl, dass du nicht nur unsere konkreten Ideen, sondern unsere ganze Haltung sofort verstanden hast – und dass diese bei dir auf den fruchtbarsten Boden gefallen ist.
Maria Postel, Geschäftsführerin Sternenkindfamilie
Ein Motiv in drei Variationen: Im Designprozess entstehen Logo-Entwürfe mit Bedeutung
Als Grafikdesignerin zeige ich bei jeder Logo-Gestaltung immer mindestens zwei Entwürfe. Sie greifen unterschiedliche Ideen und Stimmungen auf, damit meine Kund:innen echte Alternativen haben – denn jedes Logo bringt eine eigene Seite, einen anderen Charakter ihres Projekts zum Ausdruck.
Logogestaltung 1: Das Windrad als Sinnbild für Gemeinschaft und Tatkraft
Die Sternenkindfamilie versteht sich als Plattform, die Informationen und Angebote bündelt. Die erste Idee war deshalb, den Netzwerk-Charakter der Organisation aufzugreifen: Wie in einem Tangram-Puzzle kommen die verschiedenen Teile hier in einem Windrad zusammen. Auf verschiedenen Ebenen setzen sie sich gemeinsam mit viel Energie für Sternenkindfamilien ein.

Logogestaltung 2: Das Windrad als farbiges Mosaik der Gefühle
Der zweite Entwurf setzt die Eltern in den Mittelpunkt, die mit dem Verlust des Kindes vor einem Scherbenhaufen stehen. Mit diesen Scherben zu leben, sie achtsam aufzunehmen und in Liebe zu betrachten, ist ein Prozess. Das Logo nimmt auf, dass dieser oft sogar sehr kreativ ist, in dem man etwas für sich oder zur Erinnerung an das Kind gestaltet. In Mosaik findet Ausdruck für alle Gefühle – die negativen genauso wie die positiven und vereint beides in einem.

Logogestaltung 3: Das Windrad mit dem Sternenkind im Mittelpunkt
Im dritten Entwurf dreht sich alles wortwörtlich um das Sternenkind. Es ist die Lücke, die zurückbleibt, aber auch die Radnabe, um die herum sich das Windrad dreht. Die geschwungene Form deutet Bewegung an, die Bänder, die vom Stern ausgehen, strecken vorsichtig ihre Fühler aus, halten das Sternenkind im Leben, verbinden innen und außen.

Farbgestaltung in der Logo-Entwicklung: Raum für Gefühle schaffen
Getragen wird das Logo von einem warmen Terracotta-Ton. Er erinnert an Erde und Sonnenwärme und schenkt dem Ganzen eine ruhige, natürliche Präsenz. Darum herum entfalten sich weitere elementare Farben wie ein stiller Regenbogen. Damit steht die Farbgestaltung für die Verbindung von Leben und Tod und für die vielen Facetten der Gefühle, die Sternenkindfamilien begleiten.
Trauer ist nicht nur schwarz, sagt Daniela Nuber-Fischer, sondern bunt: „Ich möchte, dass sich Sterneneltern mit allen Facetten ihrer Trauer auseinandersetzen können. Dazu gehören neben Schmerz, Verzweiflung und Traurigkeit auch die Liebe und Dankbarkeit. Ich möchte die Trauer generell aus der dunklen Tabu-Ecke holen, wo niemand hinschauen will. Je mehr wir über Trauer wissen, desto eher können wir mit Trauernden umgehen.“
Daniela Nuber-Fischer, zitiert aus dem Porträt als „Starke Frau“
Obwohl die Farben kräftig leuchten, wirkt das Logo nicht einfach nur bunt: Durch das Zusammenspiel von gedeckten und strahlenden Tönen entsteht eine sanfte Balance – eine ruhige Leichtigkeit voller Wärme, Hoffnung und Tiefe.
Das finale Logo – ein Windrad, das bewegt
Kurz stehen während der Präsentation zwei Entwürfe in der engeren Auswahl. Dann entscheiden sich Maria und Daniela schnell für den dritten Entwurf: das Windrad mit dem Sternenkind im Mittelpunkt. Es ist ein Logo, das die Haltung der Sternenkindfamilie sichtbar macht – offen, lebensnah und zugewandt.
Das Windrad verbindet Bewegung und Ruhe, innen mit außen, Vielschichtigkeit und Klarheit. So wird es zum Sinnbild für den Weg, den betroffene Familien und Begleiter:innen gemeinsam gehen.

Julia Harms
Grafikdesignerin für gute Projekte
Ich gestalte Inhalte so, dass sie verstanden werden und ins Handeln bringen. Dabei arbeite ich eng mit meinen Kund:innen zusammen – kommunikativ, empathisch und mit Freude an schönen Ergebnissen.
Mein Ziel: Design, das Türen öffnet und Wirkung zeigt.
